Youre not logged in ... Login
menu
landsharkbicycles
|
Friday, 27. August 2004
landshark August 27, 2004 at 8:55:15 PM CESTTopic: theoretisch lit Bärige Konsequenzen? Momentan dreht sich mein ganzes Schreiben um Kleist's Über das Marionettentheater. Es gibt eine Geschichte mit einem fechtenden Bären darin. Der Bär ist der ultimative Fechter und besiegt jeden, da er immer schon ein Schritt im Denken voraus ist. »Aug in Auge, als ob er meine Seele darin lesen könnte, stand er, die Tatze schlagfertig erhoben...« Paul de Man deutet die Gechichte mit dem Bären als Urszene des Lesens. Ich argumentiere gerade für eine textuelle Steuerung des Lesers und muss natürlich dieses Argument de Mans aufnehmen. Das Dumme ist nur, dass Paul de Man auch schreibt: »Man fragt sich, was an diesem Text dazu nötigt, trotz deutlich erkannter Warnungen diese wenig verheißungsvolle Szene selber zu betreten. Denn es hat ganz den Anschein, dass jeder, der sich noch auf ein Gefecht mit einem Bären einlassen will, nachdem er Über das Marionettentheater gelesen hat, sich in ärztliche Behandlung begeben sollte.« Und was mach ich da nun? Sollte ich mich in Behandlung begeben oder wie??? ... comment
Imladhrim,
August 27, 2004 at 9:06:14 PM CEST
Beim Fechten! ist der Bär überlegen. Denk dir einfach, du hast ein Gewehr und dann passt das. Du könntest natürlich auch mit Kanonen auf die metaphorischen Spatzen schießen .. aber "Spatz Tartare" is dann doch nicht jedermanns Vergnügen. ... link ... comment
gHack,
August 27, 2004 at 9:09:53 PM CEST
Warum meint Paul de Man denn, in der Geschichte die Urszene des Lesens entdeckt zu haben? ... link
landshark,
August 27, 2004 at 9:59:15 PM CEST
»Aug in Auge, als ob er meine Seele darin lesen könnte, stand er, die Tatze schlagfertig erhoben...«. 'Das Begreifen der Situation und die Reaktion ist nur auf dem Wege des Lesens möglich, dessen exemplarische Version in der Geschichte des Bären erzählt wird. Doch das Lesen ist auch ein Gefecht, ein Kampf, von dem durchaus nicht sicher ist, dass er ein harmloses Scheingefecht bleibt. Dieses Element ist auch in den anderen Szenen gegenwärtig.' Soweit de Man. Also eigentlich auch nur eine Übertragungsbewegung. Aber der Bär befindet sich nach de Man in der Lage des ultimativen Lesers, der nicht den Umweg über den Text nehmen muss. Er ist also im Gegensatz zum Leser des Kleistschen Textes nicht auf die Paradoxe des Textes angewiesen, sondern kann fröhlich und frei in der Seele lesen [obwohl jeder seit asterix ja weiß, dass man aus hunden nicht lesen sollte...]. Der Bär ist losgelöst von den Wörtlichkeiten und hat somit den Vorteil. Ich sehe den Bären ja eher unter dem Gesichtspunkt des kybernetischen Bestiariums, dass einfach um den Vorteil und die Funktion der Virtualität weiss und aufgrund der Wahrscheinlichkeit die Möglichkeiten ausloten kann. In meinem Text geht es aber um die Steuerungsmechanismen von Texten und so muss ich den Aspekt des Lesens integrieren. Aber de Mans Satz ist letztlich nur die Perfekte Ausrede, wenn man mir meine Argumentation nicht abnehmen will. Falls alles nicht klappt plädiere ich auf Unzurechnungsfähigkeit im Sinne de Mans, da ich dummerweise die Geschichte mit dem Bären versucht habe zu lesen. ... link
gHack,
August 27, 2004 at 10:21:28 PM CEST
Kann man den Bären im Kontext der Kybernetik als Daemon lesen? ... link
landshark,
August 27, 2004 at 11:40:26 PM CEST
Schwere Entscheidung. Mein Begriff von Daemon ist zu sehr geprägt von diversen Spielen oder phantastischer Literatur. Mir stellen sich da Fragen wie: Was wäre ein Daemon der Kybernetik? -> eine Möglichkeit die Fehlerqueller der Wahrscheinlichkeit im Bezug auf das virtuelle Sichvorwegsein zu optimieren? Oder ist der Daemon mehr auf den Bären an sich bezogen und die Kybernetik die Möglichkeit ihn erst so zu verstehen? -> in diesem Falle wären die Steuerungsmechanismen, die dem Bären erlauben dem Fechter vorweg zu sein, das Tor zur Hölle. Der Bär kann als Daemon begriffen werden, da er uns Menschen, die wir den Umweg über die Technik/Mathematik/Physik nehmen müssen, insofern voraus ist, dass er diese Mechanismen in seiner Natur schon aufweisen kann und kein Bewußtsein dessen braucht, um so zu handeln oder etwas so zu determinieren. btw. Sehr coole Frage. ... link
gHack,
August 27, 2004 at 11:49:00 PM CEST
Dachte eher an sowas. Er macht was, sortiert, stellt ein Gleichgewicht her oder sowas. Oder er hier? ... link
landshark,
August 28, 2004 at 12:14:30 AM CEST
Bei Kleist wahrscheinlich eher der Laplacescher Daemon. Ich hatte gerade eine Diskussion aus Fechterperspektive... in dem Moment, da der Bär nicht auf eine Finte reagiert, da er sie als solche erkennt, muss man die Finte nur abbrechen und der Bär wandert to hell. Da Kleist ja ein Mensch der Argumentation des Zufalls und der unwahrscheinlichen Wahrhaftigkeit ist, denke ich das man dem Bären die Daemonen gut anhängen kann. Ich werde sie definitiv verwenden. thx ... link ... comment
|
Online for 8210 days
Last update: 1/11/17, 2:56 PM recent updates
search
calendar
|