die Erfurter die - doo - wollen sich doch glatt dem freien künstlerischen hingeben und kommen dabei nicht mal über das subintellektuelle ... hinaus. Gestern gab es ein 10 min open mic... die Veranstalterin eröffnete das Ganze mit zwei niedlich kleinen schweizer Kuhglocken und startete damit ihre eigenen 10 min. Selbige hielt sie natürlich nicht ein, da sie noch eine Grundsatzdiskussion vom Zaum brechen musste, über Regeln und so on. Bei 10 min freier Bühne und der ersten Session muss sowas nicht sein... Nach einer halben Stunde Gelaber und sinnlos Diskussion hab ich mir meine 10 min gegönnt und eine Persiflage auf Nabokovs Lolita gelesen, um das ganze abzubrechen und endlich zu dem eher spannenden Teil zu kommen. Da es sich für den ersten natürlich immer etwas diffizieler gestaltet hat jemand auch exakt nach 10 min abgeläutet - hach dieses Almgesäusel - dabei hatte ich noch 3 Absätze - naja, der Text soll angeblich eh zu schwer gewesen sein... man muss ja auch nicht wissen, wie eine Geschichte ausgeht - doo Die anderen wagemutigen - es gab ihrer vier - wurden natürlich nicht abgeläutet und dehnten es bis zu 30 min aus - aber die nette Dame aus dem Publikum, die so Almglocken versessen war, hatte das 'le gauloises" ja auch schon verlassen... Der Anspruch des Vorgetragenen schraubte sich zu dem auch noch sukkzesive nach unten. Fazit: Erfurter Puffbohnenboheme gibt sich künstlerisch intellektuell, hat aber nicht das dazugehörige Verständnis, um zum Beispiel auch mit einfachst intertextuellen Gedöns zurecht zu kommen... Ich gebe dem ganzen ein sub²

Paulina via mail ... ich habe über den gestrigen abend nachgedacht, hatte das bedürfnis, das alles zu ordnen und es euch zukommen zu lassen, als unmittelbar interessierten. es haben ja gesprächsansätze stattgefunden; ich fände es sinnvoll, eine offene diskussion anzuleiten, damit es nicht zu irgendwelchen animositäten etc kommt.

als erstes muß ich nochmal betonen, daß ich friederikes idee sehr gut finde - wenn es darum geht, das kulturleben in ef zu vernetzen, künstlern allerlei genres ein podium zu bieten. darin waren sich alle einig. ob man dieser idee den namen puffbohnenboheme oder anderes gibt, ist zweitrangig. dennoch: der name ist witzig, ironisch, bzw. so albern, daß es wieder gut ist. auf jeden fall macht diese bezeichnugn schon seit geraumer zeit die runde und ich finde, daß es am ende müßig ist, wahre urheber dieses namens zu suchen.

von der reinen bezeichnung mal abgesehen, finde ich es schwierig, zu sagen, man "gründet" eine boheme. denn - so wie ich es verstehe - ist die boheme etwas wildes, anarchisches, frei gewachsenes. es ist schwierig zu meinen, man können diese wie einen verein gründen. die boheme lebt von der freiheit, eben vom chaos, in dem die besten ideen entstehen, lebt von dem miteinander vieler. und dieser gewünschten freiheit eine art satzung aufzudrängen, finde ich ein wenig gefährlich. der grundton gestern bei der dixminutives-veranstaltung war, daß die paradogmen die freiheit des einzelnen eher einschränken, als daß sie dem künstler eine art schutz geben. kunst geschieht nie im geschützten rahmen, das ist denke ich jedem, der sie betreibt, klar. kunst lebt von der kontroverse, von unangepaßtheit. auch von der geschmacksvielfalt. ich finde es schwierig, festzulegen, daß die aufführungen keinen zynismus enthalten sollen - denn jeder definiert zynismus anders, und andererseits würde der kunst, literatur etc ohne zynismus doch einiges fehlen (ohne sich jetzt in beispielen zu ergehen, aber da fällt mir als ersten damien hirst ein). den künstlern schutz gewähren ist sicherlich ein guter ansatz, der aber auf eine andere art realisiert werden könnte - im idealfall mit finanzieller unterstützung der stadt!

auch die idee der 10 minuten fand ich gut, denn es ist ein überschaubarer rahmen - so daß an einem abend viele künstler die möglichkeit haben, sich zu präsentieren. wenn die 10 minuten aber tatsächlich exakt mit der uhr abgemessen werden, ohne toleranz von 2 minuten plus/minus, da haben wir eine situation wie gestern: ich fand es sehr irritierend, daß hendrik, der sich immerhin getraut hat, was zu machen, kurz vor schluß des vorgelesenen textes einfach abgebrochen wurde! ich weiß, daß einige sich aufgeregt haben, den ganzen text nicht mitbekommen zu haben. und wir haben vorher zu hause geprobt, es waren 11 minuten, damit hat am ende knapp eine seite gefehlt. das fand ich schon etwas brutal. unter diesen vorraussetzungen fände ich es für mich schwierig, eine kurzlesung zu machen, weil ich befürchten müßte, unterbrochen zu werden. es sei denn, ich lese etwas extrem kurzes...

auf jeden fall gebührt friederike respekt dafür, daß sie das so couragiert auf die beine gestellt hat. es ist ein guter anfang. vielleicht wäre es auch möglich, die pbb-veranstaltungen auch mal woanders zu machen? die dixminutives können ja weiterhin im gaulois laufen, aber vielleicht könnte man die eine oder andere performance unter anderen voraussetzungen im hilgenfeld machen, im nerly etc. es geht doch darum, daß die künstler dieser stadt auch in der und für die stadt etwas machen, sich zeigen, einander kennenlernen. das kann nur zu verschiedenen zeiten an verschiedenen orten passieren. ...